Vortrag von Dr. Jörg Straßburger auf der 9th Annual Chemical Industry Outlook Conference in Mumbai, Indien
Wie entwickelten sich die Ergebnisse der zehn wichtigsten börsennotierten, europäischen Chemieunternehmen in der Zeit von 2007 bis 2014? Wie reagierten die Unternehmen auf weltwirtschaftliche Schwankungen vor allem während der Finanzkrise und mit welchen Maßnahmen haben sie gegengesteuert? Aus den Ergebnissen lassen sich, so Dr. Jörg Straßburger Handlungsempfehlungen ableiten, mit denen sich Unternehmen auf die Volatilität der Märkte besser vorbereiten können.
Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:
- Die makroökonomische Volatilität hat in den vergangenen Jahren deutlich nachgelassen.
- Hohe Gewinnschwankungen konnten die Unternehmen durch verbesserte Unternehmensstrukturen und –prozesse vermeiden.
- Regionale Vielfalt und ein breites Kundenportfolio helfen, die Schwankungsbreite abzupuffern.
- Während der Finanzkrise haben alle führenden europäischen Chemie-Konzerne massive Gewinneinbußen verhindert – mit kurzen Reaktionszeiten und der schnellen Umsetzung von anspruchsvollen Aktionsplänen.
Eine starke Volatilität der Geschäftsergebnisse stellt eine große Bedrohung für die Existenz von Unternehmen dar. Insbesondere wenn die Ergebnisse plötzlich und unerwartet fallen ist das Management gezwungen, schnell zu reagieren und Personal abzubauen, Investment-Pläne zu reduzieren und Dividendenzahlungen zu kürzen oder sogar einzustellen, was bei allen Interessenvertretern innerhalb und außerhalb des Unternehmens zu einem negativen Image des Unternehmens führt. Es birgt die Gefahr, dass qualifizierte Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, Investoren ihre Anteile verkaufen und der in Folge fallende Aktienkurs die Firma zu einem einfacheren Übernahmeziel werden lässt.
Aber auch positive Volatilität der Ergebnisse ist nicht gewünscht (auch wenn diese natürlich weniger kritisch ist), da daraus Erwartungen für die Zukunft erwachsen, die sich langfristig vermutlich nicht erfüllen lassen.
Daher liegt es im Interesse der Firmen, die Volatilität der Geschäftsergebnisse zu minimieren und die Firma auf einem konstanten Wachstumspfad zu halten.
Für die vorgestellte Studie wurden zehn börsennotierte europäische Chemiefirmen untersucht, wie sie mit negativer Volatilität in ihren Märkten umgehen, und mit welchen Maßnahmen sie versuchen, den Einfluss auf die Geschäftsergebnisse zu minimieren.
Beleuchtet wurde eine Periode von 2007 bis 2014, die auch den Zeitraum der globalen Wirtschaftskrise in 2008/2009 einschließt. Während dieses Zeitraums waren etliche Märkte von massiven Absatzrückgängen betroffen und die Unternehmen gerieten unter erheblichem Druck, den Einfluss der wegbrechenden Märkte auf die Geschäftsergebnisse – mit drastischen Maßnahmen – zu reduzieren.
In seiner Präsentation stellt Dr. Straßburger dar, mit welchen Maßnahmen (und welchem Erfolg) die Unternehmen darauf reagierten. Deutlich wurde: Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit sind wesentliche Einflussfaktoren. Es galt schnell zu reagieren: Personal abbauen, Lagerkosten senken, Einkaufskonditionen neu verhandeln – die Bandbreite der Maßnahmen erstreckte sich auf alle Bereiche. Deutlich wurde, dass regionale Diversität wie auch ein breites Kundenportfolio sich als guter Puffer gegen Ergebnisschwankungen erwiesen. Dagegen bietet ein breites Produktportfolio nicht zwangsläufig einen Schutz gegen Ergebnisschwankungen.
Letztlich, so die Ergebnisse der Studie, haben alle der untersuchten Unternehmen mit den vorgestellten Maßnahmen, ihre Gewinnschwankungen auf wenigstens 60 % des Ausgangswertes von 2007 beschränken können.
Die „Annual Chemical Industry Outlook Conference“ findet jährlich auf Einladung und Initiative des Indian Chemical Council (I.C.C.) in Kooperation mit dem Ministerium für Chemicals & Fertilizers in Mumbai, Indien statt. Zu den Teilnehmern zählen Vertreter der Industrie aus Indien, Europa und den USA.